Bauherren wünschen sich mehr Umweltschutz oder: Styropor-Entsorgung ist nicht der Stein der Waisen

HBCD-haltige Dämmstoffe, sprich Styropor, sind immer wieder für Diskussionen gut. Zuletzt waren sie in die Kritik geraten, weil sie nicht mehr entsorgt werden konnten: Nur wenige Müllverbrennungsanlagen hatten die Sondergenehmigung zur Beseitigung des Dämmstoffes. Unter dem allgemeinen Druck hat die Politik nun reagiert und die Verordnung neu gefasst: Seit 7. Juli dürfen HBCD-haltige Dämmstoffe wieder ganz normal in allen Anlagen verbrannt werden.

Natürlich begrüßt der Verband Privater Bauherren (VPB) diese Lösung, weil sie Bauherren und Handwerk entlastet und Planungssicherheit bringt. Aber ist das wirklich der richtige Weg – zunächst ein Material empfehlen und fördern, dann entdecken, dass es doch nicht so umweltfreundlich ist wie gedacht und schließlich mit Ausnahmegenehmigungen das „gesundbeten“, was vorher als umweltschädlich identifiziert war?

Entweder ein Baustoff ist umweltschädlich, dann darf er gar nicht erst auf den Markt kommen oder muss vom Markt genommen werden! Es ist nicht hinnehmbar, dass immer wieder umweltschädigende Materialien zunächst sogar mit Fördergeldern propagiert und den Bauherren zum Einbau empfohlen werden und sich dann kurze Zeit später herausstellt, dass sich die Baulaien, die mit ihrem Geld einen Beitrag zum Umweltschutz leisten wollten, stattdessen ein drohendes Umweltproblem eingekauft haben!

So beseitigt die jetzt gefundene Lösung wieder nur die Symptome! Die Bauherren können also weiterhin zu moderaten Preisen Styropor entsorgen, also wird weiterhin damit gedämmt. Mit neuen Zusätzen, deren Eigenschaften sich später womöglich wieder als kritisch herausstellen. Das Umweltproblem wurde wieder einmal nur vertagt. Eine nachhaltige Lösung, die den Umweltschutzgedanken unterstützt, sieht anders aus.

Und das wiederum ärgert auch viele Bauherren. Sie wollen nämlich wirklich etwas zum Umweltschutz beitragen.

Die Politik muss den Wunsch der Bauherren nach Umweltschutz endlich ernst nehmen und darf nicht länger die Wirtschafts- und Absatzförderung an erste Stelle rücken. Maßnahmen der Suffizienz beispielsweise kommen viel zu kurz.

Viele Bauherren müssen ihr Heim mit knappem Budget bauen und auch unterhalten. Sie brauchen unabhängige fachliche Informationen, wie sie mit kostengünstigen oder sogar kostenlosen Maßnahmen klimafreundlich leben können.

Solange aber die Politik weiterhin die Wirtschaftsförderung über die Interessen der Menschen stellt, gehen individuelle Lösungen in absatzorientierten Informationsangeboten völlig unter.

Verbraucherschutz bedeutet aber nicht einfach Probleme zu vertagen, sondern immer auch: Transparenz schaffen und Alternativen ermöglichen!